1789 – Liberté, Égalité, Fraternité

Bonjour, mesdames et messieurs! Guten Tag, ihr Lieben!

Wer von Euch weiß auf Anhieb, was morgen für ein Tag ist?

Richtig! Unsere westlichen Nachbarn feiern ihren Nationalfeiertag, genauer gesagt zum 235. Mal. Der Nationalfeiertag, auch bekannt als „Bastille-Tag“, erinnert an den Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789, der als Symbol für den Beginn der Französischen Revolution gilt.

Seit damals gilt der Wahlspruch der Franzosen – und übrigens auch der Haitianer: Liberté, Égalité, Fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Und auch, wenn im Sinne der politischen Korrektheit diverse Umdeutungsversuche unternommen wurden, z.b. die Gleichheit durch Solidarität oder Gerechtigkeit und die Brüderlichkeit durch Schwesterlichkeit (Die Grünen, Europawahl 2019) zu ersetzen, so bleibt die ursprüngliche Variante doch die bekannteste, die jeder mit Frankreich und seinem Nationalfeiertag in Verbindung bringt. Und jeder Franzose nimmt diese Worte vermutlich fast jeden Tag zwar nicht in den Mund, aber in die Hand, denn auf den französischen 1-Euro- und 2-Euro-Münzen ist der Wahlspruch am Rand eingeprägt.

Auch wir Deutschen kennen so ein paar Schlagwörter und Werte. „Einigkeit und Recht und Freiheit“, so beginnt unsere Nationalhymne und übrigens nicht, wie ich auch schon gehört habe: „Einigkeit und recht viel Freizeit“ ;)

Aber zurück zu den Franzosen! Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das sind hohe Prinzipien, hohe Ideale. Und wie alle in Worte gegossenen Ideale, die wir Menschen so formulieren, müssen sie sich halt im Leben praktisch bewähren und auch wirklich umgesetzt werden, sonst sind und bleiben sie letztendlich hohle Phrasen.

Wenn wir auf unser demokratisches Nachbarland schauen, dann sehen wir, dass auch Frankreich trotz all dieser formulierten Ideale keine Insel der Seligen ist.

Ganz im Gegenteil.

Immer wieder rumort es, in den Vorstädten der Metropolen, besonders Paris, werden immer wieder Autos abgefackelt und in den Nachrichten müssen wir immer wieder Bilder von massiven, bewaffneten Protesten und Unruhen wahrnehmen, die die nach den Terroranschlägen von Nizza und Paris (2016) wieder neu ins Leben gerufene Französische Nationalgarde oft ebenfalls gewaltsam bekämpfen muss.

Und auch, wenn viele dieser Unruhestifter rein gewalttätig motiviert sind, so kann man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, dass auch viele der Protestierenden sozial motiviert sind, weil es eben mit dieser beschworenen Gleichheit und Brüderlichkeit nicht sonderlich weit her ist.

Die andere Seite der Wahrheit ist aber auch, dass die gesamte Französische Revolution stark atheistisch getrieben war, maßgebliche Leute waren bsp. Maximilien de Robespierre, Rechtsanwalt, Revolutionär und Jakobiner, und andere. Damit einhergehend sollte sogar ein Prozess der Entchristianisierung eingeleitet und erreicht werden. Man wollte Staat und Kirche strikt trennen, was schließlich 1905 im Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche realisiert wurde. Dieses Gesetz führte den sogenannten Laizismus ein, ein religionsverfassungsrechtliches Modell, dem das Prinzip strenger Trennung zwischen Religion und Staat zugrunde liegt.

Frankreich ist für mich ein Land, das verfassungsrechtlich festlegt, ohne Gott Ideale durchsetzen zu wollen, deren Umsetzung eigentlich nur mit dem Segen Gottes gelingen kann. Gut, das ist nur meine Meinung als einfacher Christ, aber ich kenne nicht allzu viele positive Beispiele, wo ähnliches auf Dauer gelungen wäre. Menschen sind halt Menschen, da nimmt auch das Wort Gottes kein Blatt vor den Mund.

Was ich tun möchte, ist, die nächsten drei Wochen die Worte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit oder auch Geschwisterlichkeit mal aus biblischer Sicht zu beleuchten und wünsche mir und uns, dass es gelingt, dass wir auch einen Blick aus Gottes Augen auf solche Werte bekommen können.

Amen

Lied: Wer Gott folgt, riskiert seine Träume (Swoboda/Lehmann) – Pfarrer Uwe

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