Das Scherflein der Witwe Von der Haltung und der Motivation des Opferns

Denn alle haben von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt. 

Markus 12,44

Kurz nachgedacht:

(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)

Die Scherflein der Witwe

Und Jesus setzte sich dem Opferkasten gegenüber und schaute zu, wie die Leute Geld in den Opferkasten legten. Und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein, das ist ein Groschen. Da rief er seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle, die eingelegt haben. Denn alle haben von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.“

Markus 12,41-44

Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Bei mir ist es jedenfalls so, dass diese Geschichte in mir ein beschämendes Gefühl auslöst. Gebe ich genug für Jesus? In dieser Geschichte ging es ums Opfern, im Judentum Teil der Gesetzes-erfüllung. Aber schon damals begleiteten wie heute völlig verschiedene Motivationen diesen Vorgang. Sagte sich der eine, dass er halt das Gesetz irgendwie erfüllen muss, war es dem anderen wichtig, dass er beim Opfern auch gesehen wird (natürlich nur, wenn er viel gibt). Der nächste meint, durch sein Opfer bei Gott besonders angesehen zu sein und wieder ein anderer verschafft sich so etwas wie Selbstbestätigung dabei.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Opfer der armen Witwe niemanden der Umstehenden beeindruckt hat. Es gab vielleicht welche, die wegen des geringen Wertes (ein Scherflein ist die kleinste Kupfermünze, die es zur Zeit der Übersetzung aus dem Griechischen in Deutschland damals gab) geringschätzig auf das Opfer der Witwe schauten, andere spotteten vielleicht sogar darüber.

Nicht so Jesus. Ich glaube, Jesus lobt an der Witwe auch, dass sie ihren ganzen restlichen Lebensunterhalt eingelegt hat. Aber vielleicht gar nicht in erster Linie. Sondern Ihm gefällt ihre innere Haltung, die vollkommene Hingabe an Gott ausdrückt. Denn Er sieht ihre Bereitschaft, sich ganz und gar abhängig davon zu machen, dass Gott sie versorgen wird.

Viele von uns unterstützen vielleicht regelmäßig Missionswerke, den CVJM-Landesverband, unsere Partnergemeinde in Cebu, die Kirche oder andere christliche Einrichtungen mit einem regelmäßigen Geldbetrag. Und das ist durchaus zu loben. Aber die meisten von uns, wenn sie  spenden, auch ich selbst, werden zugeben müssen, dass sie doch nur wie die sind, die Jesus der Witwe gegenüberstellt. Die meisten von uns geben nur von ihrem Überfluss und achten darauf, dass genügend übrigbleibt, um selbst abgesichert zu bleiben.

Jetzt vielleicht eine etwas provozierende Frage: Geben wir bei Sachspenden nicht auch meistens ausschließlich das, was wir selbst nicht mehr brauchen können?

Wer‘s nicht glaubt: Die Teestube ist dafür ein gutes Beispiel. Leute kaufen eine neue Sitzgruppe und bieten dem CVJM ihr altes Sitzmöbel an. Für uns als CVJM normal, für die Leute selbst aber ein recht guter Deal. Man hat etwas Gutes getan und spart sich die Anmeldung für den Sperrmüll 😊

Ein vielleicht banales Beispiel, aber lasst uns zum Schluss darüber nachdenken, wie anders Gott uns dient.

Seine Gaben für uns sind nicht von Seiner persönlichen Resterampe. Er versorgt uns in unserem Leben so gut, dass wir Ihm sogar noch zurückgeben können. Er schenkt uns auch geistliche Gaben, dass, wenn wir uns darauf einlassen, unser Becher überfließt (Ps. 23,5). Er gibt uns Leben in Fülle, das selbst der Tod nicht mehr auslöschen kann.

Und Er gab Sein Liebstes, seinen eigenen Sohn dahin für uns, damit wir diese Perspektive eines Lebens in Ihm und für Ihn haben, jetzt und in Ewigkeit.

Lasst uns deshalb mal wieder drüber nachdenken, wie wir in der Gestaltung unseres Lebens Ihm darauf antworten wollen.

Wie könnte deine Hingabe aussehen, die mehr an das Vorbild der Witwe erinnert?

Think about it!

Amen

© Jens Völker / Verwendung für gemeindliche oder missionarische Zwecke ausdrücklich erlaubt

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