Die Legende vom vierten König Die Geschichte einer großen Suche
Die Geschichte vom vierten König
(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)
Viele Leute meinen, es habe drei Könige gegeben, die das Jesuskind in der Krippe besuchten und beschenkten. Aber es gab noch einen vierten König.
Dieser vierte König hieß Hieronymus und er wollte das Jesus-Kind anbeten und ihm drei wertvolle Edelsteine schenken. Aber weil sein Reittier lahmte, schaffte er es nicht rechtzeitig zum vereinbarten Treffpunkt mit den anderen drei Männern. Trotzdem machte er sich alleine auf, das Kind im Stall zu suchen und zu finden.
Doch Hieronymus kam zu spät. Eine arme Mutter, die sich gar nicht trösten ließ, erzählte ihm von dem furchtbaren Kindermord in Bethlehem, dem auch ihr eigenes Söhnchen zum Opfer gefallen war.
Voller Mitleid schenkte der König ihr einen leuchtend roten Edelstein, den er eigentlich dem Königskind hatte schenken wollen.
Schließlich erfuhr Hieronymus, dass Josef und Maria mit dem Kind vor Herodes nach Ägypten geflohen waren. Also machte auch er sich auf den Weg.
Nach langen Monaten erreichte er zwar Ägypten, aber er fand heraus, dass das Jesuskind mit seinen Eltern schon wieder nach Israel zurückgekehrt war. Wieder war er lange unterwegs. Und auch in Israel fragte und suchte er überall nach dem Kind.
Am Rande einer großen Stadt traf Hieronymus auf einen armen Mann, der sein ganzes Auskommen verloren hatte und schon fast verhungert war. Ihm schenkte er den zweiten Edelstein, damit er sich eine neue Zukunft aufbauen könne.
Viele Jahre vergingen. Obwohl er mittlerweile schon fast dreißig Jahre nach dem Kind suchte, das inzwischen schon ein Mann geworden sein musste, hatte seine Sehnsucht, den König der Welt zu finden, eher noch zugenommen. Aber Hieronymus fühlte auch, dass sein mittlerweile altes Herz und sein alternder Körper das viele anstrengende Herumreisen und Nachforschen nicht mehr lange würden aushalten können.
So schenkte er zuletzt einem nackten und frierenden Kind noch seinen letzten verbliebenen Edelstein, damit es sich kleiden und satt essen könne.
Schließlich kam er in die große Hauptstadt Jerusalem. Etwas außerhalb der Stadt befand sich ein Hügel, auf dem drei Kreuze standen. Gerade, als Hieronymus sich – nicht weit davon entfernt – ausruhen wollte, wurde es plötzlich sehr dunkel, dabei war es erst kurz nach Mittag.
Die Erde begann zu beben. In Todesangst dachte er: »Ist denn mein ganzes Suchen umsonst gewesen?« Aber da hatte er eine Vision. Von dem mittleren Kreuz gingen ein Leuchten und ein himmlisches Licht aus, und Hieronymus hörte eine Stimme, die sprach:
»Du hast mich getröstet, als ich jammerte; gerettet, als ich in Lebensgefahr war, und mich gekleidet, als ich nackt war!« »Herr, ich?«, fragte Hieronymus, »Wo und wann?«
Die Stimme antwortete: »Was du den Menschen, die in Not waren, getan hast, das hast du mir getan!«
Da gab der vierte König statt der Edelsteine gerne dem Mann am Kreuz sein Leben; denn nun hatte er Ihn, den wahren König, doch noch gefunden!
Jens Völker (etwas inspiriert vom Buch Die Legende vom vierten König (Edzard Schaper)
Paul Gerhardt dichtete.: „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und laß dir’s wohlgefallen.“
Krippe, Kreuz und Krone gehören zusammen. Lasst uns nicht bei der Krippe stehen bleiben und nur auf den demütigen Gott schauen! Lasst uns auch den sterbenden Gott am Kreuz bedenken und den siegreichen Gott als auferstandenen Retter! Das ist in Christus alles bereits geschehen. Er wird wiederkommen als König und Herrscher.
Und mögen die drei ersten unsere Herzen auf das Kommen des vierten vorbereiten.
Amen
Lied: Ich steh an deiner Krippen hier – Veronika Lohmer