Falsche Scham

Fast alle Menschen, auch Christen, haben Schamgefühle. Sie gehören zum Menschsein so sehr dazu, dass man von schweren Defiziten reden muss, wenn ein Mensch in keinerlei Weise Schamgefühl besitzt.

Schamgefühle treten aber gesellschafts- oder kulturbedingt durchaus unterschiedlich auf. Sie orientieren sich in der Regel an den in der jeweiligen Gesellschaft geltenden Standards. Mit Schamgefühlen gehen eine ganze Reihe von Empfindungen unseres inneren Menschen einher (z.B. Verlegenheit, Befangenheit, Schüchternheit, Peinlichkeit, Kränkung, Schmach oder Minderwertigkeitsgefühle). Die Intensität unseres Schamgefühls reicht von peinlichem Berührtsein über Fremdschämen bis hin zum Wunsch, buchstäblich „im Boden versinken“ zu wollen.

Schamgefühle sind in der Regel etwas Gutes, Schützendes, solange die Standards, die sie hervorrufen, gut und schützenswert sind. Sie bewahren uns davor, sinnvolle Regeln des Zusammenlebens zu überschreiten oder die Anerkennung der Gesellschaft zu verlieren. Manchmal überschreiten wir die natürlichen Schamgrenzen auch, aber dann in der Regel im Schutz der Dunkelheit oder der Anonymität.

Es gibt aber auch Situationen, in denen es gut ist, Schamgrenzen zu überwinden. Zum Beispiel, um anderen zu helfen. Das hat dann oft in hohem Maß etwas mit Zivilcourage oder auch mit dem Wunsch, etwas zum Guten zu wenden zu tun.

Es gibt Werte, für die es sich lohnt, die eigene Scham zu überwinden. Etwa bei der Rettung von Menschenleben.

Nichts anderes ist die Motivation von Paulus, als er zu Beginn des Römerbriefes den Römern seinen Besuch ankündigt. Er möchte durch die Verkündigung des Evangeliums Menschen vor dem Ewigen Tod retten.

Paulus hätte als bekehrter und erretteter Christ sein ganz persönliches, bequemes und gechilltes Leben führen können, wie es heute unzählige Christen tun. Aber er spürte wie jeder wahre Christ bis heute die Verantwortung, andere Menschen mit der guten Botschaft, dem Evangelium zu erreichen und sie einzuladen, Jesus als Herrn und Heiland nachzufolgen. Dies war im Übrigen auch der ursprüngliche Auftrag des Herrn Jesus an alle Gläubigen bis heute gewesen (Link).

Für die Überwindung seiner Scham nennt Paulus zwei konkrete Gründe:

  1. Im Evangelium von Christus liegt die Kraft Gottes zur Errettung für jeden, der glaubt.

  2. Warum ist das so? Weil in den zwei Versen beschrieben steht, wie wir vor Gott durch Glauben bestehen können. Zu diesem Glauben fordert uns das Evangelium auf. Es ist die Gnade Gottes, die uns geschenkt wird, wenn wir zum Glauben an Jesus kommen. Sie macht uns frei und beschenkt uns mit neuem, Ewigem Leben.

Auch wenn es wohl schon damals für Paulus erwähnenswert war, dass es Gläubige gab, die sich des Evangeliums und ihres Glaubens an Christus geschämt haben, so kennzeichnet dieses falsche Schamgefühl wohl in besonderer Weise auch unsere Zeit.

Es ist typisch für unsere heutige Gesellschaft, die uns suggerieren möchte, der Glaube gehöre ausschließlich in die Kirche, das Reden darüber sei peinlich und das Evangelium sei ein Auslaufmodell der Geschichte und folgerichtig die, die es verkünden, eine aussterbende Spezies.

Dagegen beziehe ich persönlich Stellung:

Das Gegenteil ist der Fall.

Deshalb: Habt Mut, überwindet Eure Scham und steht zu Eurem Glauben wie Paulus!

Amen

Lied: Das Glaube ich - Hillsong Worship

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