Fließt dein Becher über?
Nach dem zweiten Weltkrieg wollte eine britische Missionsgesellschaft einen Missionar namens Butler in ein afrikanisches Land entsenden. Als er ankam, stellten ihm die einheimischen Brüder drei Fragen. Die ersten beiden betrafen die Autorität der Schrift und sein Gottesverständnis. Der gebildete Missionar beantwortete sie mit Leichtigkeit, aber auch mit einer gewissen Überheblichkeit. Dann kam die dritte Frage: „Bruder Butler, fließt dein Becher über?“ Er wurde im Herzen getroffen und musste vor den afrikanischen Brüdern Buße tun. Gott segnete diese Haltung und gebrauchte Butler für viele zum Segen in der ugandischen Erweckung.
Was ist das für eine merkwürdige Frage, die die ugandischen Brüder dem Missionar Butler damals stellten?
Wo kommt sie her?
Und was hat die Frage mit uns zu tun?
Tatsächlich bezogen sich die Brüder wohl auf Psalm 23,5. Auch wenn Luther übersetzt „…und schenkst mir voll ein.“, so meint der Vers doch mehr. Nach der Schlachter 2000 und der Elberfelder Übersetzung, die als die wortgenaueste gilt, steht da: „Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.“
Ich fühle mich erinnert an die Berufung und Salbung Davids, den sie extra von den Schafen holen mussten. Da heißt es: „Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von diesem Tag an und darüber hinaus.“ (1. Samuel 16,13)
Wir sehen, dass bei David, der ja auch der Dichter des Psalms 23 ist, die Salbung bewirkte, dass er den Geist des Herrn bekam und David bekannte: „Mein Becher fließt über.“
Mit dem Heiligen Geist ist es so eine Sache. Auf der einen Seite freuen wir uns, dass Gott uns den Heiligen Geist gibt, aber der Heilige Geist hat auch einen Nachteil.
Er ist leider sehr schlecht dosierbar, wenn Er denn authentisch bleiben soll.
Sein Wesen ist es, überfließend zu sein und nicht in homöopathischen Dosen portioniert zu werden, um unserem Leben oder unserer Gemeinde den ein oder anderen kleinen zusätzlichen christlichen Kick zu geben.
Wir versuchen bedauerlicherweise immer wieder gerne, Ihn zu dosieren und zu kontrollieren, aber Ihn zu kontrollieren zu wollen ist gleichbedeutend mit Ihn zu dämpfen.
1. Thessalonicher 5,19 ermahnt uns bei Schlachter 2000: „Den Geist dämpft nicht!“ Die Elberfelder und die Luther 2017 gehen sogar noch weiter und übersetzen: „Den Geist löscht nicht aus!“
Wenn wir also wirklich bitten, dass der Heilige Geist in uns wirken soll, dann sollen wir Ihm auch die Kontrolle geben. Das wiederum sollte natürlicherweise dazu führen, dass „unser Becher überfließt“: Wenn er nicht überfließt wie zunächst bei Bruder Butler, sollte uns das zu denken geben.
William Temple, ehemaliger Erzbischof von Canterbury (1881-1944) warnt uns:
„Niemand kann den Geist Gottes haben und diesen Geist für sich selbst behalten. Wo der Geist ist, dort fließt er über, wenn kein Überfließen zu sehen ist, dann ist der Geist auch nicht da.“
Wenn wir Christen sind, dann haben wir den Heiligen Geist.
Wie aber gehen wir mit dem Heiligen Geist um?
Fließt unser Becher über oder löschen wir den Geist aus?
Sekt oder Selters?
Dazwischen gibt es nichts.
Amen
Lied: Geist des Vaters du durchdringst mich, Anbetung - Botschaft Jesus