Gamechanger Vergebung – Von Mensch zu Mensch

Hast du dich schonmal mit jemandem so gezofft, dass eure Beziehung daran zerbrochen ist? Wurdest du schonmal so enttäuscht von jemandem, dass es dir heute noch weh tut, wenn du daran denkst?

Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der, wenn er ehrlich ist, beide Fragen nicht mit „Ja“ beantworten müsste. Und doch müssen wir ja weiterleben. Vergeben? Entschuldigen? Vergessen? Versöhnen? Was ist möglich und wo gibt es auch Grenzen?

Ich fange mal mit Vergeben an. Vergeben ist nicht leicht. Das verzeihe ich dir nie! Vielleicht denkst du an jemand speziellen, wenn du diese Worte liest – das verzeihe ich dir nie. Vielleicht hast du auch selbst schon diese Worte ausgesprochen oder zumindest gedacht.

Vergebung ist für Gott ein großes Thema. Er möchte, dass wir Menschen gut miteinander auskommen. Oft fordert Er uns in Seinem Wort auf, einander zu vergeben. Denke an das Vater Unser! Oder einmal kommt Petrus zu Jesus und fragt Ihn:

B Bevor jetzt jemand beim Vergeben bis 490 zählen muss, lasst euch sagen, dass Jesus damit meint: Immer wieder.

Ohne zahlenmäßige Einschränkung.

Vergebung ist nicht leicht. Definitiv. Und sie hat – zumindest bei Menschen – Grenzen. Deshalb lasst uns schauen, was Vergebung nicht ist, bzw. wie es weitergehen kann. Daher dazu drei Gedanken:

Erstens: Vergeben ist nicht entschuldigen. Oder im Wortsinn EntSchulden. Wenn das, was mir angetan worden ist, eben nicht entschuldbar ist oder wieder gut gemacht werden kann, dann kann es nur noch vergeben werden.

Zweitens: Vergeben ist nicht vergessen. Ganz im Gegenteil. Vergebung setzt da an, wo ich nicht vergessen kann, weil die Schuld so tief ist. Vergebung ist das, was getan werden muss, auch für mich selbst, damit ich über das „Nicht-vergessen-können“ hinaus in die Zukunft gehen kann.

Drittens: Dieser Punkt ist wohl der Herausforderndste. Vergeben ist nicht gleichzusetzen mit Versöhnung.

Es stimmt: Versöhnung kann eine Folge des Vergebens sein. Zur Versöhnung aber müssen beide Parteien mindestens einen ersten Schritt aufeinander zugehen, denn zur Versöhnung gehören immer mindestens zwei. Zum Vergeben nicht. Vergeben kann ich auch alleine, wenn der andere Mensch nicht zur Versöhnung bereit ist.

Es gibt immer zwei Möglichkeiten, mit Verletzungen umzugehen:

Die erste Möglichkeit ist Rache und Vergeltung. Das muss nicht immer die handgreifliche Auseinandersetzung sein, heute gibt es da viel pseudo-zivilisiertere Möglichkeiten, z.B. Mobbing, Lästern, Absichten boykottieren und so weiter. Das alles aber führt in eine beziehungstechnische Abwärtsspirale. Rache und „nicht-vergeben-wollen“ laufen dabei Hand in Hand.

Die zweite Möglichkeit, mit der Verletzung umzugehen, ist eben genau die Vergebung. Das bedeutet: „Ich rechne es dir nicht mehr an, ich habe deinen Schuldschein bei mir im Kopf zerrissen.“

Vergebung ist die deutlich bessere Strategie – es ist das Beste vor allem auch für dich selbst. Sie holt dich – wenn du sie wirklich willst und sie gelingt - heraus aus deiner Wut, aus deinem Schmerz, aus deiner Verbitterung. Ich selbst habe das schon praktiziert und erlebt.

Aber es bleibt: Vergebung ist nicht leicht. Nicht beim ersten Mal, nicht beim siebten und nicht beim siebenundsiebzigsten Mal. Und es braucht Geduld und Ehrlichkeit vor mir selbst. Aber dann kann sie zum Besten werden, was mir selbst in der fraglichen Sache geschieht.

Amen

Lied: Nehmt einander an – Arno und Andreas (aus den 70ern – Oldie, but Goldie)

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