Geistliche Substanz

Die meisten von uns werden sich noch an ihre Schulzeit erinnern. Ich weiß noch, dass ich oft Angst hatte, vom Lehrer für eine mündliche Abfrage drangenommen zu werden. Dann steht man da vorne vor der Klasse, hat nichts gelernt und der Lehrer stellt Fragen, die man nicht beantworten kann. Man beherrscht die Materie nicht, versucht sich raus zu winden oder – wenn es passt – auch mal zu raten. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, ob mir das jemals was gebracht hätte. Vermutlich nicht.

Und das alles, weil ich nicht gelernt hatte und mir für das, was ich eigentlich hätte beherrschen sollen, die Basis und die Grundlage fehlte.

Wenn man aber die Materie nicht durchschaut, wird man so lange es geht, diesen Missstand zu kaschieren versuchen. Entweder man eiert nur im Allgemeinen rum oder man versucht sich auf andere, ebenso löchrige Quellen zu verlassen wie man selbst eine ist.

Viele von uns würden jedoch nicht zögern, sich Christen zu nennen.

Aber können wir unseren Glauben vertreten, wenn er zur Diskussion gestellt wird?

Wollen wir das überhaupt?

Und wenn ja: Wie sicher stehen wir auf unseren geistlichen Füßen?

Wie gut kennen wir das Evangelium?

Kennen wir den roten Faden der ganzen Bibel?

Oder springen wir auf jeden Zug auf, wenn uns irgendjemand irgendwelche christlichen Inhalte vermitteln will?

Und können wir eigentlich christliche Aussagen oder Behauptungen von anderen anhand unserer Kenntnis der Bibel verifizieren?

Fragen über Fragen. Die Thessalonicher waren damals wie auch viele andere neutestamentliche Gemeinden ebenso schon von verschiedenen, der autorisierten Lehre des Paulus und der anderen Apostel widersprechenden Lehren beeinflusst und verunsichert.

Darum erinnert sie Paulus und ermahnt sie, an den klaren Überlieferungen und der Lehre festzuhalten, ob sie es direkt hören oder durch Briefe.

Als ich in den 70er Jahren konfirmiert wurde, gab es in Diedelsheim noch eine Einrichtung, die nannte sich Christenlehre. Da ging man nach der Konfirmation noch 1-2 Jahre weiter hin, um die Grundlagen, die man während der Konfirmandenzeit vermittelt bekam, weiter zu vertiefen.

Christenlehre gibt es schon lange nicht mehr. Jedenfalls ist mir weit und breit kein regelmäßiges Angebot von Kirchengemeinden bekannt.

Das bedeutet, wer sich eine solide Grundlage für seinen persönlichen Glauben wünscht, muss sich mehr und mehr selbst drum kümmern.

Eigene, kontinuierliche Bibellese und ein guter Bibelkommentar sind auf jeden Fall schon mal eine gute Vorgehensweise. Der Austausch mit anderen Christen in einem Bibelkreis kann dies noch weiter unterstützen.

Dies befestigt nicht nur deinen eigenen Glauben und deine eigene Beziehung zu Gott, sondern wird dir auch helfen, mit anderen fundiert über den Glauben zu sprechen.

Ich wünsche mir wieder mehr Gemeinden und auch immer mehr Christen, die die Notwendigkeit eines substanzbildenden Glaubenslebens erkennen und diese persönliche Substanzbildung vorantreiben. Aus Liebe zu Christus und zu anderen Menschen.

Für sich selbst, für ihre Gemeinden und für andere Menschen, denen sie dann vielleicht weniger unsicher den Glauben authentisch vermitteln, christliche Liebe vorleben und das Evangeliums vollständig und richtig weitersagen können.

Amen

Lied: Stern, auf den ich schaue - Gerth Medien

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