Gute Werke – Voraussetzung oder Folge

31.10.2020. Heute ist Reformationstag Nr. 504, auch wenn die meisten leider wieder Halloween feiern und an dieses denken (Das ist nur meine persönliche Meinung).

Als Christen sollten wir aber lieber zurückdenken an den Anfang des 16. Jahrhunderts, als ein kleiner Mönch aus Eisenach / Wittenberg von Gott dazu benutzt wurde, die Grundlagen des biblischen Glaubens wieder in den Vordergrund zu rücken.

Martin Luther war im katholischen Glauben groß geworden, in dem die guten Werke einen mitentscheidenden Beitrag zum persönlichen Heil liefern. Ein wichtiger Brief für die katholische Rechtfertigungslehre ist daher der Jakobus-Brief, in welchem es viel um Werke geht.

Aufgrund dieser Tatsache, aber gleichzeitig auch eingedenk der eigenen Unfähigkeit, nicht zu sündigen, kam Luther in große Seelennot, die ihn zu der Frage brachten:

„Wie finde ich einen gnädigen Gott?“

Ganz nebenbei bemerkt und gefragt:

Die große Not in der heutigen Zeit ist in meiner Wahrnehmung, dass gerade in unseren westlichen Gesellschaften diese Frage kaum mehr gestellt oder als gar nicht mehr relevant betrachtet wird.

Wie diesseitig orientiert, selbstgerecht und abgefallen müssen wir bereits sein, wenn wir die Verantwortung der eigenen Lebensführung vor einem möglicherweise existierenden Gott nicht einmal mehr für bedenkenswert halten?

Welch ein großer Moment umgekehrt aber und eigentlich der Startpunkt für die Reformation – lange vor dem ominösen 31. Oktober 1517 -, als Luther im Römerbrief, Kapitel 3, die Verse 21-24, die folgendem bemerkenswerten Sätze las:

„Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle [kommt], die glauben. Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten. Nun aber werden sie ohne Verdienst gerechtfertigt durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist.“

Die Gnade Gottes leuchtete plötzlich in Luthers Leben auf und befreite ihn zu der Erkenntnis, dass Gott in Christus bereits alles getan habe. Sola Fide (allein durch Glauben) und sola gratia (allein durch die Gnade) wurden folgerichtig zu Grundpfeilern der protestantischen Rechtfertigungslehre.

Diese Erkenntnis begeisterte ihn so sehr, dass er den Jakobusbrief später gar als „stroherne Epistel“ bezeichnete und sogar dessen Zugehörigkeit zum biblischen Kanon in Frage stellte.

Damit aber schoss Luther über das Ziel hinaus. Denn der Jakobusbrief gibt wichtige geistliche Informationen und Inspirationen für den christlichen Glauben und für christliches Leben.

Der Katholizismus hat in dieser Frage dennoch in einem Recht:

Werke sind zweifellos wichtig.

Jedoch – und das ist der Unterschied zum evangelischen Glauben - nicht als mitentscheidender Beitrag oder gar Voraussetzung zur Errettung selbst, sondern als ein Siegel zur Beglaubigung eines rettenden Glaubens und als eine von Dankbarkeit motivierte Folge der bereits durch die Tat Jesu erfolgten Errettung.

Amen

Lied: Allein deine Gnade genügt - Feiert Jesus

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