Hase und Igel
Kennt ihr den Schwank der Gebrüder Grimm vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel? Hier die Kurzfassung:
„Der Hase ist ein schneller Läufer, aber ein nicht sehr schlauer Angeber. Er verspottet den Igel wegen seiner kurzen Beine und lacht ihn aus, als der ihn zu einem Zweikampf im Laufen herausfordert. Der Igel aber ist ein schlauer, kleiner Kerl. Als er sich noch ein bisschen Zeit verschafft, um – wie er sagt – erst noch ordentlich zu frühstücken, schmiedet er mit seiner Frau ein Komplott.
Da diese ihm im Aussehen sehr ähnelt und für den Zweikampf noch dazu die gleiche Kleidung trägt wie ihr Mann, stellt sie sich am Ende der Laufstrecke in einer Ackerfurche auf. Der Igel geht zum Anfang der Strecke, wo der Hase bereits wartet. Als die beiden beim Start jeweils in ihrer Furche loslaufen, läuft der Igel nur einige Schritte und duckt sich dann schnell nieder. Der Hase läuft so schnell er kann, ist aber sehr erstaunt, als die Frau des Igels sich am Ziel plötzlich aufstellt und sagt: „Ich bin schon da.“
„Das gibt’s doch nicht“, denkt der Hase und ruft: „Nochmal!“. Und schon geht der wilde Lauf wieder zurück. Aber als er wieder am Ziel ankommt, steht da plötzlich schon der Igel und ruft: “Ich bin schon da.“. Das geht so lange, bis der Hase schließlich vor Erschöpfung tot zusammenbricht. Der Igel steckt den Wettpreis ein und geht mit seiner Frau vergnügt nach Hause.“
Zugegeben, die Geschichte ist – wie viele Märchen – relativ grausam. Der Igel besann sich seiner Stärke, die List, mit der er die Schwächen des Hasen, den Hochmut und die Dummheit, ausnutzte.
Gott ist auch überall schon da, wo wir sind, aber Er wird uns nie betrügen. Seine Allgegenwart ist echt.
Trotzdem fühlte ich mich bei dem o.g. Vers aus Psalm 139 an genau diesen Schwank erinnert.
Die Allgegenwart Gottes wird uns besonders im Psalm 139,1-12 vor Augen gemalt und auch an vielen anderen Stellen der Bibel betont. Diese Allgegenwart kann uns entweder erschrecken oder trösten.
Es hängt davon ab, welches Verhältnis wir zur Sünde und zu Gott haben. Wenn wir nicht im Willen Gottes, sondern lieber in fortgesetzter Sünde leben wollen, ist uns der Gedanke an die Allgegenwart Gottes sehr unangenehm. Wir werden Gott entweder verleugnen oder vor Ihm weglaufen wollen.
Das ist genau das, was viele Leute heute tun. Wie schon damals Jona müssen sie aber erkennen, dass man Gott nicht entfliehen kann.
Spätestens im Gericht werden sie einmal vor Ihm stehen. Vers 7 sagt uns: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?“
Ganz anders, nämlich tröstend, wirken diese Verse 1-12 auf diejenigen, die durch den Glauben an Jesus Kinder Gottes geworden sind. Für sie ist Er nicht mehr der schreckliche Richter im letzten Gericht, sondern der liebevolle Vater, der ihnen bereits vergeben und sie angenommen hat.
Tatsache bleibt für beide, dass Gott uns jederzeit nahe ist und unsere Gedanken, Worte und Taten kennt. Er kennt uns und liebt uns trotzdem. Wer wirklich ehrlich ist, spürt den Widerspruch in dieser Aussage.
Der Herr Jesus hat den Widerspruch aufgelöst. Er hat für uns bezahlt und wer an Ihn glaubt und Ihm sein Leben gegeben hat, dem braucht die Allgegenwart Gottes keine Angst mehr zu machen.
Amen
Lied: Wo ich auch stehe, du warst schon da – Andrea Adams-Frey