Jesus und der Osterhase

Wisst ihr, wer die besten Mitarbeiter und lustigsten Kumpels Satans sind? Es sind ein alter Mann im roten Mantel und langem weißem Bart, der im Rentier-Schlitten durch die Luft fährt und durch den Kamin kommt und ein süßes Häschen, das in der Hühnerfabrik Eier holt, diese bemalt und am Ostersonntagmorgen im Garten versteckt.

Warum denn das?

Bis ich ca. sechs Jahre alt war, habe ich an den Osterhasen geglaubt. Aber dummerweise hatte ich ihn noch nie gesehen, während meine Eltern auf sehr vertrautem Fuß mit ihm zu stehen schienen. Denn sie wussten ja immer genau, wann der Osterhase kommt.

Aber an einem bestimmten Ostermorgen, es könnte vielleicht 1968 oder 1969 gewesen sein, war es soweit. Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Denn es könnte ja immerhin zu einer erheblichen Statusaufwertung führen, wenn ich meinen Freunden im Kindergarten erzählen könnte, ich hätte den Osterhasen gesehen. Und das war eine große Versuchung.

Immerhin hatte ich schon einen gewissen Verdacht geschöpft. Und als Papa am Ostermorgen unter einem Vorwand die Wohnung verließ, begab auch ich mich unter einem Vorwand ins Badezimmer, verschloss leise die Tür, kletterte auf den Badewannenrand und fing an, heimlich und gespannt durchs Fenster den Garten zu observieren. Ihr ahnt, wie es weiterging. Denn es dauerte gar nicht lange, da tauchte mein Vater auf und versteckte grinsend Ostergeschenke für mich und meine Schwester.

Nachdem ich die Geschenke – übrigens sehr schnell – gefunden hatte, konfrontierte ich meinen Vater und meine Mutter mit dem Ergebnis meiner Nachforschungen. Und die etwas bemühten Versuche meiner Eltern, mir zu erklären, in manchen Jahren müsse man dem Osterhasen auch mal helfen, weil er manchmal nicht alles alleine schaffen könnte, konnten die Situation nicht mehr retten. Der Osterhase war zu einer Witzfigur meiner Osterhasen-gläubigen Kindheit geworden. Und das Urvertrauen in das, was mir meine Eltern so erzählten, hatte einen ersten Riss bekommen. Ostern – alles nur Humbug. Es sollten noch einige Risse dazukommen, aber ich kam darüber hinweg. Denn wie gut war es und wie dankbar bin ich heute, dass es – für mich - Jungschar, Kindergottesdienst, Jungenschaft und Jugendkreis, dass es Leute in der Kirche in Diedelsheim und im CVJM gab, die mir die eigentliche großartige Bedeutung von Ostern vermitteln konnten. Und die fand ich – übrigens bis heute - wesentlich faszinierender als die alternativen „Wahrheiten“. Und natürlich nachhaltiger ohnehin.

Warum erzähle ich Euch diese etwas triviale Episode meiner Kindheit? Macht mal einen Test: Gebt in Google „Ostern“ ein und lasst Euch die Bilder dazu anzeigen! Seitenweise Ostereier, Nester, Hasen und Sprüche. Alles Mögliche. Aber ihr müsst ne ganze Weile suchen, bis ihr mal ein Kreuz oder die Darstellung eines offenen Grabes findet. Wir brauchen uns deshalb nicht zu wundern, dass die allermeisten Menschen dem Glauben an die Auferstehung Jesu ungefähr die gleiche Bonität einräumen wie der Existenz von Weihnachtsmann, Osterhase, der Zahnfee, dem Ungeheuer von Loch Ness, dem Yeti, dem Bigfoot oder dem fliegenden Spaghettimonster. Mythen und Märchen halt. Weihnachtsmann und Osterhase. Für uns Erwachsene vielleicht eine harmlose Spielerei, in Kindern kann es das Vertrauen und den Glauben an das eigentliche Ostergeschehen, das einen heilsamen Wendepunkt der Geschichte darstellte, nachhaltig zerstören bis hinein ins Erwachsenenalter. Jesus dagegen ist auferstanden. Er lebt. Das ist meine bleibende Osterbotschaft. Ich möchte mich jedenfalls nicht dazu hergeben, für Enkelkinder, die ich vielleicht mal haben werde, den Weihnachtsmann zu spielen oder ihnen den Glauben an den Osterhasen zu vermitteln.

Jesus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Für Dich und mich. Und darauf kann und will ich mich verlassen und diese Wahrheit und Verlässlichkeit will und werde ich auch meinen Enkeln vermitteln.

Amen

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