Keinem von uns ist Gott fern
Einsamkeit und das Fehlen von Gemeinschaft gehören zu den stärksten Gefühlen, die uns quälen können. Besonders alte Menschen, deren Ehepartner vielleicht schon verstorben ist und deren Kinder in alle Winde verstreut sind, können davon ein trauriges Lied singen.
Wir Menschen sind von unserer ganzen Anlage auf soziale Kontakte und Gemeinschaft angelegt. Wenn sie fehlt, dann fehlt etwas Entscheidendes, was unser Leben lebenswert macht. Nicht umsonst gab und gibt es für Gefängnisinsassen die verschärfte Strafe der Einzelhaft. Auf Dauer niemanden zu haben, mit dem man reden und sich austauschen kann, das kann nahezu unerträglich sein.
Ein tröstlicher Gedanke nicht nur für alte und kranke Menschen, sondern auch für Gefangene mag daher die Aussage sein, die Paulus in Athen auf dem Areopag den Athenern gegenüber macht. Er stellt ihnen Gott vor als jemanden, der ihnen nahe ist. Nicht nur den Gläubigen allein. Gott ist nicht fern von jedem einzelnen Menschen. Ohne Ausnahme.
Gott ist allmächtig, Er ist allgegenwärtig und Er ist an jedem einzelnen von uns kleinen Menschlein interessiert. Auch an der Kommunikation mit uns. Und Er ist uns nicht nur nahe, sondern Er liebt uns auch. Selbst, wenn wir Seine Liebe gar nicht verdient haben.
Das mag uns gefallen oder auch nicht. Atheisten sind mit Sicherheit nicht besonders begeistert von diesem Gedanken. Denn sie glauben ja nicht nur nicht an Ihn, sondern sie wollen auch nichts mit Ihm zu tun haben. Aber auch ihre Ablehnung Gottes kann Seine Nähe zu ihnen und Seine Retterliebe für sie trotzdem nicht verhindern.
Wenn mir jemand zeigt, dass er nichts mit mir zu tun haben will, dann halte ich Abstand. Vielleicht versuche ich, der betreffenden Person mit Liebe zwei-, dreimal nachzugehen, aber dann hake ich das ab. Ganz anders Gott. Er respektiert zwar, wenn Menschen ihn nicht wollen, aber Er geht ihnen trotzdem in Liebe nach. Immer und immer wieder.
Ob das ein Dauerzustand bleibt, hängt von uns ab. Wir können Ihn suchen. Wenn wir das tun, wird Er sich finden lassen (Mt. 7,7). Wir können Ihn aber auch dauerhaft ablehnen. Bis es zu spät ist. Denn das sagt uns Jesus auch.
Viele Male und unmissverständlich: Nach dem Tod gibt es zwei Orte:
Alle, die Gott ablehnen, werden dann leider einen Ort erleben müssen, an dem Gott nicht weiter entfernt sein könnte. Und das ist dann dauerhafte, schreckliche Realität. Glück werden sie dort nirgends mehr finden. Sie sind Gott endlich los. Ein für alle Mal. Das, was sie sich ihr ganzes Leben gewünscht haben, ist für sie dann endlich bittere Realität. Aber - dessen bin ich mir sehr sicher: Sie werden es bereuen.
Wir Christen, die wir an Jesus glauben, können dagegen schon hier im Leben mit dem Psalmbeter sagen: „Ich aber darf dir immer nahe sein, das ist mein ganzes Glück!“ (Psalm 73,28). Wir wissen und spüren, dass Er uns nahe ist. Mal mehr, mal weniger. Wenn wir mal durchhängen, dürfen wir uns die Wahrheit Seiner Nähe, die uns auch in der Person Seines Sohnes begegnet ist, immer wieder vergegenwärtigen.
Jetzt erkennen und sehen wir Gott nur bruchstückhaft wie in einem einmal mehr, manchmal weniger getrübten Spiegel (1. Kor. 13,12-13). Dann aber werden wir Gott ohne Einschränkung sehen und erleben können und das Glück, das wir bereits jetzt schon spüren, nämlich Ihm nahe zu sein, wird dann unfassbare, ungetrübte, herrliche Realität sein.
Amen
Lied: Keinem von uns ist Gott fern – Wolfgang Tost