Mein Herr und mein Gott
Letzten Samstag haben wir uns die Geschichte von Thomas angeschaut, der auf die Nachricht der Auferstehung Jesu zunächst mit Skepsis und Unglaube reagierte. Und wir haben nicht schlecht gestaunt, dass Jesus Thomas wegen seiner Zweifel nicht tadelt, sondern auf seinen Wunsch, sich persönlich zu überzeugen, eingeht. Trotzdem ermutigt Er Thomas indirekt, künftig mehr Vertrauen zu haben, auch wenn er mal nicht direkt sehen kann. Und tatsächlich ist das ja auch die Situation von uns Menschen des 21. Jahrhunderts. Die Geschehnisse sind 2000 Jahre her.
Warum sollte das mit uns heute etwas zu tun haben? Warum sollten auch wir glauben, obwohl wir nicht direkte Augenzeugen sind?
Bleiben wir bei dem Dialog zwischen Jesus und Thomas. Warum hätte Thomas und damit auch wir glauben können, obwohl er nicht direkt dabei war?
Zunächst ist da mal die Aussage der Zeugen. Das waren seine Freunde, seine Mitbrüder und Jünger Jesu. Sie und Thomas waren seit drei Jahren zusammen gewesen. Und zwar in engster Gemeinschaft miteinander und mit Jesus. Da lernt man sich kennen. Jeder bringt in die Gruppe was anderes hinein. Jeder hat seine persönlichen Macken. Da gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse und Kompetenzgerangel. Aber sie waren miteinander durch dick und dünn gegangen. Sowas schafft auch eine Vertrauensbasis.
Da sitzen nun zehn ganz enge Kumpels, die alle vertrauenswürdig sind und erzählen dir froh und überzeugend, dass Jesus auferstanden ist. Ich hätte erwartet, dass Thomas den Bericht da nicht ganz so bockig verwirft, aber na gut.
Dann war da die mehrfache Aussage von Jesus selbst, der Seinen Tod ankündigte, aber auch Seine Auferstehung. Auch das hätte Thomas bewegen können, dem Bericht zu glauben. Aber auch, als das Vorausgesagte scheinbar eingetroffen war, überzeugte das Thomas nicht. Ich glaube, den Hauptgrund neben dem leibhaftigen Schauen Jesu für den Glauben von Thomas lesen wir in seiner Aussage in Vers 28. Thomas bekennt, von Jesus vollkommen überwältigt: „Mein Herr und mein Gott!“. Ich glaube, in Thomas Kopf hatte es in diesem Moment „Klick“ gemacht. Wie die anderen Jünger hatte er bis zur Auferstehung Jesus als einen bewundernswerten, von Gott gesegneten Lehrer gesehen, als einen, der auch aufsehenerregende Wunder tun konnte, sogar als den Messias, der den Thron Israels besteigen und die Römer aus dem Land werfen wird. Aber eben doch nur als einen Menschen. Und Menschen, die sterben, bleiben nun mal tot.
Ihn jetzt als Gott zu erkennen und anbetend zu bekennen sprengte die engen Dimensionen, in denen Thomas bisher auf Jesus schaute und leider auch viel zu viele Menschen noch heute auf Jesus schauen. Den ewigen Gott kann auch der Tod nicht festhalten. Schon viele Menschen wollten gerne ein Gott sein, dem die Menschen dienen sollten. Doch nur ein Gott wollte Mensch sein, um zu dienen. In Jesus wurde Gott Mensch und diente uns aus Liebe mit der Hingabe Seines Lebens, damit wir wirklich leben können. Wenn ein Mensch einmal zu dieser Erkenntnis und Dimension von Jesus durchgedrungen ist, wer wollte Ihn dann nicht gerne seinen Herrn und Gott nennen?
Und diesem Herrn und Gott kannst Du vertrauen. Er liebt Dich und möchte auch Dein Herr werden oder sein und bleiben. Er streckt uns die Hand aus. Und wenn wir sie wirklich ergreifen, wird sich Stück für Stück im Blick auf unseren Herrn und Gott Jesus unser Zweifel, unsere Skepsis und unser Unglaube in wirkliche Glückseligkeit verwandeln.
Amen
Lied: Keiner ist wie du – Elke Reichert