Petrus, Judas, du und ich

Ein ganz starkes Indiz für die Echtheit der Evangelien-Berichte ist die Authentizität der Charaktere, besonders im Rahmen der Passion und danach. Da ist nichts mit Heldentum und Glorifizierung der für die Ausbreitung des Evangeliums so elementaren Apostel. Sie werden realistisch in ihrem Versagen, ihrer Angst und in ihrer Schwäche gezeichnet. Es sind Tatsachenberichte.

Ein paar Beispiele gefällig?

Als der Herr im Garten Gethsemane festgenommen und abgeführt wurde, nahmen alle Jünger Reißaus. Der kurze Mut-Anfall von Petrus war auch schnell wieder verebbt, nachdem Jesus die Situation durch die Heilung des abgehauenen Ohrs von Malchus, dem Knecht des Hohepriesters wieder beruhigt hatte (Lk. 22,49-51; Joh. 18,10-11). Danach sah und hörte man an diesem Abend nichts mehr von den Jüngern.

Nur von zweien berichten uns die Evangelien weiter: Petrus und Judas

Judas hatte Jesus verraten. Vielleicht erinnerte er sich an die Worte des Herrn: „Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; aber wehe jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen verraten wird! Es wäre für jenen Menschen besser, wenn er nicht geboren wäre (Matth. 26,24)!“

Nun war er verzweifelt. Wir kennen seine Motive nicht eindeutig. War es Habgier? War es der Versuch, Jesus zum Handeln und zum Erweis seiner Macht zu zwingen? Wir wissen es nicht. Immerhin nahm er die 30 Silberlinge nicht an und erkannte seine Schuld. Und an dieser Schuld zerbrach er, weinte und nahm sich das Leben (Matth. 27,3-5).

Petrus hatte Jesus dreimal verleugnet. Der Herr hatte ihm vorausgesagt: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Auch er bereute seine Schuld und weinte (Markus 14,72). Aber er ging nicht hin und erhängte sich wie Judas. Er blieb an Jesus dran, wenn auch mit einer gewissen Distanz. Unter den Anwesenden bei der Kreuzigung wird kein Jünger außer Johannes und drei Frauen namentlich genannt (Johannes 19,25-27). Vielleicht stand Petrus von fern dabei. Und er hielt Kontakt zu den Jüngern. Nach der Auferstehung finden wir ihn gemeinsam mit Johannes als ersten beim leeren Grab (Joh. 20,1-10).

Und später, in einer berührenden Szene am See Tiberias fragt der auferstandene Herr Petrus dreimal, ob er ihn liebhabe. Dreimal – für jede Verleugnung eine Frage. Und dreimal bekennt sich Petrus aufs Neue zu Jesus und der Herr setzt wieder neu voll auf ihn (Joh. 21,15-19).

Ich persönlich finde Verrat schon schlimmer als Verleugnung, aber eigentlich ist beides schlimm. Trotzdem habe auch ich Jesus in meinem Leben schon verleugnet, wenn man es ganz streng nimmt, sogar verraten.

Was ist der entscheidende Unterschied zwischen Petrus und Judas und was können Du und ich davon lernen?

Also, zunächst mal haben beide ihre Schuld erkannt, aber Judas blieb mit ihr allein. Ich bin mir sicher, der Herr hätte ihm vergeben, denn er sagte auch am Kreuz über die Soldaten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk. 23,34)!“

Petrus dagegen hielt trotz seiner Schuld an Jesus fest und für mich entscheidend und tröstlich ist es, dass Jesus selbst den ersten Schritt tut, ihm vergibt und ihm eine goldene Brücke baut, die Beziehung zu erneuern.

Das darf auch uns Mut machen, wenn wir es mal wieder verbockt haben oder unsere Beziehung zu Jesus eingeschlafen ist, uns an Petrus ein Beispiel zu nehmen, uns an den Herrn zu halten und die Beziehung zu Ihm wieder zu erneuern.

Amen

Lied: Petrus - Helmut Jost

Beitrag teilen