Positive und negative Kausalität
Und wieder nähern wir uns dem Termin, der seit der 1990 erfolgten Wiedervereinigung der beiden durch die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs herbeigeführten Trennung der beiden deutschen Staaten als der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wird. Morgen ist zudem der Termin der Bundestagswahl, an dem wir als Volk über die politischen Entscheidungsträger der nächsten Legislaturperiode abstimmen.
Mehr denn je muss man sich heute fragen: Was eint uns denn als Volk, was eint uns als Deutsche? Wobei man gerade mit dem Begriff „Volk“ in Deutschland seit einem Dreivierteljahrhundert aus bekannten geschichtlichen Gründen eher vorsichtig umgehen muss.
Deutschland ist heute, im Jahr 2021, ein gesellschaftlich, kulturell und religiös sehr pluralistisches, vielschichtiges Land geworden. Vielfalt ist immer auch eine Ausdrucksform von Freiheit, niemand möchte mehr gleichschalten, niemand mehr gleichgeschaltet werden. Demokratie und Freiheit sind Grundpfeiler unserer politischen Kultur, die niemand mehr missen möchte und die es deshalb wertzuschätzen und – wenn nötig – zu verteidigen gilt.
Und es gibt auch immer wieder Krisen, die uns herausfordern, unser persönliches Verhalten und unsere eigenen Werte als Mensch gegenüber dem Gemeinwohl abzuwägen. Auch die morgige Wahl stellt uns in dieser Hinsicht vielleicht vor eine Entscheidung.
Der o.g. Vers aus dem Buch Daniel, dem ich diese Gedanken zugrunde legen möchte, spricht von der positiven Kausalität, dass ein Volk, das Gott kennt und gottesfürchtig ist, die Verheißung hat, stark zu bleiben und entsprechend zu handeln. Das hängt damit zusammen, dass die Menschen, Politiker wie auch jeder Einzelne eines solchen Volkes, wissen und glauben, dass sie Gott gegenüber verantwortlich sind und dass die Gebote und Vorgaben dieses Gottes gut und richtig sind.
Leider sieht es derzeit in unserem Land und in unserem eigenen Volk anders aus. Es scheint nämlich auch eine negative Kausalität dieses Verses zu geben. Der Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes ist schon seit 30 Jahren angefochten, es könnte schon bald der Tag kommen, an dem er gestrichen wird.
Das Stichwort lautet: Religionsneutrale Verfassung
Gerhard Schröder war 1990 der erste Bundeskanzler, der beim Schwören seines Amtseids auf die Formel „So wahr mir Gott helfe“ bewusst verzichtete und auch die meisten Minister seines Kabinetts folgten damals seinem Beispiel. Auch Olaf Scholz hat im Falle seines Wahlsieges dasselbe Vorgehen bereits angekündigt.
Für weite Teile der Bevölkerung Deutschlands ist „Gott“ heute zu einem schwammigen Begriff oder gar zu einer komplett unrelevanten Größe geworden, der persönliche Gott der Bibel ist gar zum allergrößten Teil vollständig unbekannt.
Parallel dazu habe ich das Gefühl, dass politische Entscheidungen oft von Schwäche und entsprechendem Handeln gekennzeichnet sind, jüngstes Beispiel das Versagen der deutschen Außenpolitik in Afghanistan. Auch in vielen anderen Bereichen nehme ich Schwäche und Versagen wahr.
Unsere Welt wird immer komplexer und das Lenken und Leiten eines Staatswesens wie Deutschland erfordert heute mehr denn je Stärke und Kompetenz sowie entschlossenes und kluges Handeln.
Das dies in weiten Teilen nicht der Fall zu sein scheint und sich auch im Volk selbst eine Schwäche und gleichzeitig eine Kultur des Egoismus und der Rebellion gegen christliche Werte Bahn bricht, hängt für mich nicht zuletzt damit zusammen, dass wir als Volk eben Gott nicht mehr kennen, Ihn nicht fürchten und nicht mehr nach Seinen Geboten handeln.
Jeder Einzelne von uns hat jedoch die Möglichkeit, die positive Kausalität dieses Verses auf sein persönliches Leben anzuwenden.
Gott hat sich bekannt gemacht in Seinem Sohn Jesus Christus. Wenn wir Ihn kennen, dann kennen wir auch den Vater (Joh. 8,19; 12,45). Unser Leben wird dann in Ewigkeit gesegnet sein. Und wir, jeder einzelne von uns, können mit unserem persönlichen Glauben und Handeln ein Sandkorn im Getriebe der fortschreitenden Gottesentfremdung unseres Volkes sein.
Amen