Seid barmherzig (Jahreslosung 2021)
Und wieder ist ein Jahr zu Ende gegangen. Ein neues Jahr beginnt und mit ihm bekommen wir wieder eine neue Jahreslosung. „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“, sagt Jesus.
Eine sehr praktische Anweisung von Jesus. Sie steht in der Bergpredigt, die uns in Teilen in Lukas 6 überliefert wurde. Wenn ich darüber nachdenke, ist sie an Aktualität kaum zu überbieten. In den Medien, gerade auch im vergangenen, von Corona so sehr geprägten Jahr 2020 nahm und nehme ich Mitleid und Solidarität, aber auch viel Unbarmherzigkeit wahr.
Die Grundlage für Barmherzigkeit aber scheint mir in unserer von Humanismus und Sozialdarwinismus durchdrungenen Welt mehr und mehr zu verschwimmen.
Denn Barmherzigkeit zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass sie derjenige, der sie erfährt, manchmal nicht verdient hat oder vielleicht nicht einmal wert ist und dass derjenige, der sie übt, normalerweise aus altruistischen Motiven handelt.
D.h., in der Regel hat man – außer vielleicht einem guten Gewissen – nichts Zählbares davon, wenn man Barmherzigkeit übt. Und genau darum sehen so viele Menschen heute mehr und mehr keinen Sinn darin.
Und genauso geht es leider in unserer Welt mehr und mehr zu. Alleine im Zusammenhang mit Corona haben wir im vergangenen Jahr viel Unbarmherzigkeit erleben müssen, sowohl in Taten als auch in Worten.
Das bedeutet, gerade in unserer heutigen Welt und Zeit brauchen wir wieder eine Rückbesinnung auf barmherziges Handeln und eine wirkliche Grundlage, die uns antreibt, barmherzig zu sein. Wenn wir Menschen treffen und mit ihnen reden, die ein barmherziger Geist und ein entsprechendes Handeln auszeichnet, dann stellen wir oft fest, dass diese Menschen oft selbst viel Barmherzigkeit erfahren haben.
Und das ist sehr oft die Motivation, aus der sie handeln. Denn die Wichtigkeit barm-herzigen Fühlens und Handelns geht einem manchmal leider erst auf, wenn man selbst schon Nutznießer uneigennütziger Barmherzigkeit geworden ist.
Genau in dieser Situation ist aber grundsätzlich jeder Christ. In Psalm 103,8 steht ein sehr bekannter Vers: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“
Warum also sollen wir auch barmherzig sein wie Er?
Wir Christen sollten eigentlich wissen, dass wir aus der Barmherzigkeit, Gnade, Geduld, Güte und Liebe Gottes leben, die in Jesus Christus offenbar wurde. Sogar noch am Kreuz hatte Jesus Mitleid und Barmherzigkeit für seine Peiniger, als Er sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34).
Genau aber das ist es, was unsere Jahreslosung tut:
Es erinnert uns an die unverdiente Barmherzigkeit und Gnade Gottes, die die Grundlage sein soll für unser eigenes Handeln.
Deshalb: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
Amen
Lied: Barmherzig - Jörg Swoboda
Zur Weiterbeschäftigung:
Ein praktisches Beispiel der geübten Barmherzigkeit finden wir in einer durch „Sandpainting“ dargestellten sehr bekannten Geschichte aus Lukas 10,25-37