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Nov
Kurz nachgedacht:
(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)
Was bedeutet es eigentlich, glücklich zu sein?
In den Seligpreisungen zu Beginn der Bergpredigt gibt uns Jesus überraschende Antworten auf die Frage nach wahrem Glück. Dort spricht Jesus von Menschen als ‚glückselig‘, die nach weltlichen Maßstäben eher bemitleidenswert erscheinen. Doch gerade sie sind es, die Gottes Segen erfahren. In den kommenden Wochen wollen wir uns diese Seligpreisungen einzeln anschauen und entdecken, welche Ermutigungen, aber auch Herausforderungen sie für unser Leben bereithalten.
Der erste Satz Jesu startet gleich mal mit einer Zusage für die geistlich Armen, was eine Provokation für diejenigen darstellt, die sich geistlich für besonders fortgeschritten oder reich halten.
Doch was genau meint Jesus damit, wenn er von ‚geistlicher Armut‘ spricht?
Es gibt Leute, die sich etwas darauf einbilden, wenn sie viel Wissen über die Bibel haben, besonders fromm sind und ihre Gaben auch für Gott und sein Reich einsetzen. Ich glaube nicht, dass das schlimm ist, solche und andere Eigenschaften zu haben, sie könnten zwar auch gespielt sein, denn Menschen lassen sich von vielem täuschen, aber oft sind diese und andere Eigenschaften Zeichen echten Glaubens. Die Pharisäer damals hätten echte Vorbilder sein können – und manche von ihnen waren es vermutlich auch.
Jesus lobt hier nicht diejenigen, die sich einbilden, es gäbe bei Gott eine Rangordnung der Geistlichkeit vor Ihm und dass sie sich über den Grad ihrer eigenen Geistlichkeit auf dieser imaginären Skala vor Gott über andere Gläubige erheben könnten.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei den betreffenden Leuten um Hauptamtliche im Dienst Gottes handelt oder Menschen, die besonders fleißig und womöglich schon jahrzehnte-lang sogenannte „Ehrenämter“ bekleiden. Eine Einbildung gegenüber anderen auf die eigenen Leistungen und Verdienste für Gott oder den Herrn Jesus, die man vielleicht wirklich vorweisen kann, ist klipp und klar geistlicher Hochmut und für ein Kind Gottes unangebracht.
Schon das Wort „Ehrenamt“ weist in diesem Zusammenhang in die falsche Richtung. Die Frage, die uns Gott dir bei einem Ehrenamt stellt:
Suchst du Ehre bei mir oder bei den Menschen?
Was bedeutet nun die Formulierung „Glückselig sind die geistlich Armen“?
Geistliche Armut bedeutet nicht geistliche Unreife. Denn Gott will durchaus, dass wir geistlich wachsen und reifen. Aber der Maßstab ist das Entscheidende. Wir sollen uns geistlich nicht mit anderen Menschen vergleichen, sondern wir sollen unsere geistliche Armut und Abhängigkeit vor Gott erkennen. Das ist der Maßstab. Wenn wir aber Ihn zum Maßstab nehmen, erzeugt das zumindest bei mir hoffentlich immer öfter eine Bescheidenheit und Demut vor Gott, die angemessen ist und die Ihm gefällt.
Jede Seligpreisung ist mit einer Zusage versehen. Schauen wir noch kurz auf die Zusage hier! Da heißt es „…denn ihrer ist das Reich der Himmel.“
Ein kleiner Hinweis: Lesen wir alle Seligpreisungen mal durch, dann fällt auf, dass die Zusagen von sieben Seligpreisungen in der Zukunft liegen, die beiden aber, die in der Gegenwartsform beschrieben sind, jeweils „das Reich der Himmel“ betreffen. D.h. die Menschen, die die Voraussetzungen erfüllen, dürfen wissen, dass das Himmelreich schon jetzt in ihren Herzen begonnen hat, sie bereits jetzt die Gewissheit haben dürfen, Bürger dieses Himmelreichs zu sein und nach der Vollendung desselben in der Ewigkeit auch dort leben werden.
Wer sich selbst als geistlich bedürftig vor Gott erkennt, sieht seine Angewiesenheit auf die Gnade von Ihm. Das Himmelreich gehört denen, die nicht stolz, sondern demütig sind. Denn unser geistlicher Reichtum liegt in Christus und nicht in uns selbst.
Lebst du in dieser demütigen Abhängigkeit von Gott – oder misst du deinen geistlichen Stand eher im Vergleich zu anderen?
Amen
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