Altpapiersammlung
Nov
Kurz nachgedacht:
(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)
Niemand ist gerne traurig. Weder über eigenes Leid noch über das Leid von anderen. Viele gehen traurigen Menschen sogar am liebsten aus dem Weg. Denn es ist sehr schwierig und auch unbequem, wenn man Worte des Trostes finden muss, weil jemand über den Tod eines Familienangehörigen oder eines Freundes trauert.
In der zweiten Seligpreisung dachte der Herr Jesus jedoch nicht zuerst an die individuelle Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Nein, als Er diese Worte aussprach: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“, meinte Er etwas ganz anderes damit.
Es geht hier um das Reich Gottes. Der Sohn Gottes war vom Himmel gekommen, um das Reich Gottes als König zu den Menschen zu bringen. Aber wie wurde gerade von Seinem Volk empfangen? „Er kam in das Seine und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh. 1,11). Kein Raum in der Herberge, Herodes und die Pharisäer wollten Ihn umbringen und seine Familienangehörigen erklärten ihn einmal sogar für verrückt. Sogar Jünger liefen davon, einer verleugnete Ihn und einer verriet ihn sogar an Seine Feinde.
Ja, sogar unser Herr hatte viel Grund zur Traurigkeit. Er weinte über Jerusalem und sprach über diese Stadt die Worte:
„Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Mt. 23,37–39).
Wenn Er nach seiner Erscheinung in Herrlichkeit zur Aufrichtung des Tausendjährigen Friedensreiches von seinem Volk freudig begrüßt werden wird, dann wird Er wahrhaft „getröstet“ sein!
Auch heute gibt es viel Grund zu ähnlicher Trauer. Wie oft wird der Herr Jesus in der Christenheit verunehrt, weil das Wort Gottes nicht mehr ernst genommen wird, weil harte Herzen statt Liebe, Eigenwille statt Gehorsam, leerer Formalismus statt echter Abhängigkeit vom Herrn und die Anpassung an die Welt statt Absonderung vom Bösen sich ausbreiten. Der traurige Zustand unserer Welt hängt möglicherweise auch mit dem Abfall der Christenheit vielerorts zusammen.
Nehmen wir es achtlos zur Kenntnis? Richten wir selbstgerecht darüber? Oder tun wir das, was der Herr glückselig nennt und für das uns Trost verheißen wird? Trauern wir wirklich über solche Verunehrungen unseres geliebten Herrn?
Und wie gehen wir mit unserem eigenen, individuellen Versagen als Christen um. Als Christen hat uns Christus vom Zwang und von der Sklaverei der Sünde befreit. Und doch – Wie oft versagen wir da und betrüben den Heiligen Geist, unseren Herrn Jesus und unseren Vater im Himmel. Gehen wir locker drüber hinweg oder sind wir traurig über unser Versagen und unsere Sünde und suchen die Vergebung beim Kreuz, an dem Jesus genau auch dafür gestorben ist?
Wenn wir letzteres tun und auf diese Art geistlich trauern, dann wird uns auch der Trost der Vergebung zuteilwerden. Wir werden neu aufgerichtet werden und wir werden an die Verheißung erinnert, dass es für uns eine Zukunft gibt, in der auch diese Form von Trauer in Ewigkeit abgetan sein wird. Vollkommen wird dies sicherlich erst beim Kommen des Herrn geschehen, aber auch jetzt gibt es im Ausblick darauf bereits den Trost, dass Gott selbst einmal jede Träne auch von unseren Augen abwischen wird, dann, wenn es keine Trauer mehr geben wird (vgl. Off 21,4).
Amen
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Lied: Wie tief muss Gottes Liebe sein (Ute Orth und Stuart Townend) – Nur-Gnade-Männerchor