Seligpreisung 4: Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten. Aber wer kann wirklich mit voller Gerechtigkeit sättigen?

Kurz nachgedacht: 

(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)

Richtiger Hunger und Durst sind starke Signale dafür, dass ein Körper am Beginn einer lebensbedrohlichen Notlage steht. Auch wenn wir in einem relativ reichen Land diese Empfindungen kaum noch kennen, so wissen wir doch, dass die Stillung dieser lebensbedrohlichen Bedürfnisse in anderen Ländern der Erde eine tägliche Sorge der Menschen ist. Wer nicht das Nötige hat, den Hunger oder den Durst zu stillen, leidet intensiv unter diesem Zustand und stellt alles andere dafür in den Hintergrund.

Hunger und Durst bedeuten: Intensives Verlangen nach dem, was zur Erhaltung des Lebens unerlässlich ist. Aber gleichzeitig kommt darin zum Ausdruck, dass man die Gegenstände dieses Verlangens entbehren muss oder nicht zur Verfügung hat.

Auf diesem Hintergrund sollten wir die heutige Seligpreisung betrachten. Da heißt es: „Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.“

Schon damals, aber erst recht heute haben viele Menschen das Gefühl der wachsenden Ungerechtigkeit auf dieser Welt. Und sie leiden darunter, dass da offensichtlich keiner da ist, der Gerechtigkeit herbeiführen kann. Hinzu kommt, dass Menschen teilweise völlig unterschiedliche Gerechtigkeitsempfinden haben.

Gerechtigkeit wird heute allgemein als Grundsatz eines Verhaltens aufgefasst, das jedem Menschen gleichermaßen sein Recht gewährt.

In der Bibel hat die Gerechtigkeit jedoch immer Gott selbst als Ausgangspunkt und Ziel. Er ist der vollkommen Gerechte und handelt immer gerecht, d.h. in Übereinstimmung mit sich selbst. Gott handelt als Erhalter aller Menschen zum Wohl und Segen seiner Geschöpfe, allerdings von einer Warte aus und in einer Weise, die viele Menschen nicht begreifen und deshalb meinen, Gott sei manchmal ungerecht.

Aber Gott ist nicht ungerecht (Röm 3,5; Hebräer 6,10). Gottes Gerechtigkeit beinhaltet nämlich auch, dass Er die Sünde, die sich ja in erster Linie gegen Ihn richtet, bestrafen muss. Vollkommen hat sich Gottes Gerechtigkeit am Kreuz von Golgatha erwiesen. Dort wurde ein Mensch, der Mensch Christus Jesus, stellvertretend für schuldige Menschen bestraft, damit Gott denen, die dieses Versöhnungswerk annehmen würden, Seine Gerechtigkeit schenken konnte.

Für uns kann es wahre Gerechtigkeit daher nur geben, wenn wir bei der Anerkennung dieser Tatsachen beginnen. Die Bergpredigt enthält keine Anleitung zur Verbesserung der Weltsituation und ist auch kein politisches Programm. Sie beschreibt die Kennzeichen der Menschen, die durch den Glauben am Reich Gottes teilhaben werden.

Das bedeutet, dass wir als Christen zwar aufgerufen sind, für die Gerechtigkeit in dieser Welt zu kämpfen, dass wir uns aber auch der Begrenztheit dieser Bemühungen im Klaren sind.

Den Hunger und den Durst nach der eigenen Gerechtigkeit vor Gott hat Er selbst in Seinem Sohn Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha uns bereits geschenkt, wenn wir wiedergeboren sind. Und der Herr fordert uns auf, das gerechte Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist, in den Herzen der Menschen auszubreiten, indem wir ihnen von der Quelle dieser Gerechtigkeit, dem Herrn Jesus selbst, erzählen und sie einladen, Gottes Kinder zu werden.

Letztendlich ist es der Herr, der einmal die vollkommene Gerechtigkeit nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in der Welt wieder herstellen wird. Nach diesem Reich und dieser Gerechtigkeit sollen wir hungern und dürsten und uns danach ausstrecken.

Das meint Jesus dann auch, wenn Er sagt:

„Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“

Amen

© Jens Völker / Verwendung für gemeindliche oder missionarische Zwecke ausdrücklich erlaubt

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