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Nov
Kurz nachgedacht:
(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)
Im Evangelium von Matthäus im Kapitel 5,9 sagt uns Jesus: „Glückselig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!“
Mein erster Impuls bei dieser Seligpreisung war tatsächlich die Frage: Sind wir dann nicht alle Söhne (und Töchter) Gottes? Denn es gibt doch wohl kaum jemanden, der nicht für den Frieden ist, oder?
Aber es geht wohl nicht nur darum, für den Frieden zu sein, sondern auch darum, etwas dafür zu tun. Eine andere Übersetzung formuliert: „Selig sind, die Frieden stiften…“ Es geht also nicht nur um eine innere Haltung, sondern um ein erkennbares Engagement. Es geht nicht um Passivität, sondern um Aktivität.
Wenn man sich anschaut, was normal unter Menschen so als Frieden bezeichnet wird, dann sind es oft nur Waffenstillstände oder Stillhalteabkommen oder sogar reine Deals (Donald Trump!!!), bei denen jeder schaut, dass seine Scheibe auch genügend groß ist. D.h. im Vordergrund steht nicht die Frage nach dem echten Frieden, sondern die Motivation dahinter lautet: Wem nützt dieser Frieden und zu welchen Konditionen und Kosten?
Das ist nicht, was Jesus unter „Frieden stiften“ versteht oder unter Friedfertigkeit. Versteht mich nicht falsch! Jeder Versuch, die Waffen schweigen zu lassen, ist besser als aufeinander einzuprügeln. Im Großen auf den Schlachtfeldern dieser Welt oder im Kleinen z.B. in den sogenannten Sozialen Netzwerken.
Es stellt sich aber trotzdem die Frage, welchen Frieden Jesus hier meint, den wir stiften sollen.
Als Jesus in den Abschiedsreden zu seinen Jüngern spricht, formuliert Er:
„Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Joh. 14,27).
Jesus unterscheidet hier klar zwischen dem Frieden, wie ihn die Welt gibt und Seinem Frieden, dem Frieden Gottes. Er ist der Sohn Gottes und wenn wir Ihm nachfolgen und ebenfalls Kinder Gottes genannt werden wollen, dann müssen wir den Frieden ausbreiten, den Er uns hinterlassen und gegeben hat.
Nur dieser Frieden ist ein richtiger, ein dauerhafter, tiefer und kraftvoller Frieden, der das Potential und die Kraft hat, uns zu erfüllen und auch zu bleiben. Unabhängig von den Umständen, egal, ob gerade die Welt durchdreht, ein Zustand, der immer offensichtlicher wird in heutigen Zeiten. Es ist entscheidend, wer oder was die Quelle unseres Friedens ist.
Natürlich sollen wir als Christen immer aktiv für den Frieden arbeiten, auch für den weltlichen, im Großen und im Kleinen. Wir müssen uns aber auch der Grenzen dieses Friedens bewusst sein und der Tatsache, dass Jesus Seinen Frieden gemeint hat, den wir als Seine Nachfolger stiften sollen.
Wie können wir nun genau diesen Frieden in einer friedlosen Zeit leben?
Friede der Welt ist immer auf die Vernunft beschränkt und bleibt daher limitiert. Eine menschliche Vernunft, die auch egoistisch ist und fragt:
„Was habe ich denn davon?“
Ich glaube, der Schlüssel liegt darin, dass wir diesen wahren Frieden, der „höher als ist als alle Vernunft (Phil. 4,7)“, in uns tragen sollen.
Und das bedeutet, dass wir diesen Frieden in der Kraft dessen leben, der der Friedefürst ist – Jesus Christus.
Wir müssen nicht zu allem Ja und Amen sagen, aber dieser innewohnende Friede Christi bewahrt uns davor, immer am besten wegkommen zu müssen. Der Friede Christi befähigt zum Nachgeben, zum Vergeben und daraus kann echter Friede, nicht nur Scheinfriede wachsen.
In diesem Sinne: „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ (Phil 4,7).
Amen
Lied: Oh, Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens – Evangelische Kirchengemeinde Uerdingen