Seligpreisung 8: Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel! Welche Gerechtigkeit ist gemeint?

Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel!

Matth. 5,10

Kurz nachgedacht: 

(Der Impuls enthält u.U. Links zum weitergehenden Verständnis)

Wohl kaum eine Seligpreisung dreht das normale Denken, aber auch die Sichtweise aus Jesu im Gegensatz zur weltlichen Sicht so auf den Kopf wie die achte und auch die neunte Seligpreisung.

Wie kann man denn Menschen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, glückselig nennen? Das klingt wie Hohn und Spott und hat auf den ersten Blick weder mit Anstand noch mit Empathie was zu tun. Und doch werden solche Menschen von Jesus als glücklich gepriesen. Warum?

Nun, zunächst mal muss man klar betonen, dass es sich hier nicht um die Gerechtigkeit im Sinn einer menschlichen Justiz handelt. Es handelt sich um die Gerechtigkeit, die ein Mensch erlangt aufgrund seines Glaubens an Jesus und die ihn gerecht macht vor Gott. Wer aber ein neuer, gerechtfertigter Mensch vor Gott ist, für den gilt diese Gerechtigkeit, von der Jesus hier spricht.

In Philipper 3,7-11 schreibt Paulus den Philippern einen seiner Monstersätze, für die er berühmt und unter Lesern auch ein wenig berüchtigt ist. Ich greife hier mal nur den Vers 9 heraus. Paulus wünscht sich, dass er „…in ihm (Christus) erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens,…“

Diese Gerechtigkeit aus dem Glauben in Ihm formt einen Menschen so um, dass er aufgrund dieser neuen Prägung „in Christus“ Normen und Werte in Worten und Taten vertritt, die manchmal deutlich konträr zu den Werten der Welt sind oder sogar einen Anachronismus zu diesen darstellen. Christus ist unsere Gerechtigkeit, wenn wir also Verfolgung erleiden um der Gerechtigkeit, werden wir verfolgt um Jesu willen.

Zudem ist der Christ aufgefordert, von dieser Gerechtigkeit Zeugnis zu geben und auch von dem (Christus), der sie ihm erworben hat. Das stört und ärgert viele. Noch werden hierzulande wiedergeborene Christen nicht verfolgt, aber wachsender Gegenwind für klare Positionen ist schon spürbar. Und der kommt beileibe nicht nur von der Welt, von der man es ja erwarten würde, sondern oft sogar vom internen Umfeld.

Trotzdem ist all das nicht zu vergleichen für die Verfolgung um dieser Gerechtigkeit willen, die Gläubige in anderen Teilen der Welt erleiden, sei es in islamistischen Regimen oder totalitären Staaten (z.B. Nordkorea, China, etc.) Darüber hinaus gibt es auch in anderen Staaten steigende Christenverfolgungen. Schaut Euch hierzu z.B. mal den Weltverfolgungsindex von „Open Doors“ an, der jährlich neu erstellt wird!

Da werden Geschwister ausgegrenzt, denunziert, Repressalien unterzogen, enteignet, gefoltert und sogar getötet. Trotzdem ist es erstaunlich, dass selbst unter solchen Bedingungen das Christentum in sog. Haus- oder Untergrundkirchen wächst, während unter aus deren Sicht Traumbedingungen das Christentum bei uns rückläufig ist. Ein gutes Beispiel für  ist aktuell (2024) der Iran.

Interessanterweise hört man aus einem Land wie unserem, das auf eine eindrucksvolle christliche Tradition zurückblicken kann, in den Medien kaum ein Wort über diese Drangsal von Verfolgten, mit denen wir uns eigentlich solidarisch zeigen sollten.

Und ich bin mir sicher, die Geschwister in solchen Ländern lesen diese Seligpreisung wie auch andere Texte im Neuen Testament mit einem anderen, schärferen Fokus als wir.

Wenn wir sie nicht im Blick haben und wenn wir nicht auch wenigstens einen Hauch von Gegenwind für unsere eigenen Positionen als Christen hierzulande verspüren, sollten wir nicht nur unsere Empathie, sondern auch das Feuer unseres eigenen Glaubens einer Prüfung unterwerfen.

Eins ist jedenfalls sicher: Jesus hat all diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen aus Glauben an Ihn verfolgt werden, im Blick und nennt sie glückselig und Er verspricht ihnen dafür die vollkommene Gerechtigkeit im Himmel.

Amen

© Jens Völker / Verwendung für gemeindliche oder missionarische Zwecke ausdrücklich erlaubt

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