Serie – 02 -Gott ist … zeitlos
Letzte Woche habe ich einige meiner Gedanken dazu geschrieben, dass ein Attribut des dreieinen Gottes ist, dass Er ewig ist. Aber nicht im Sinne folgender kleiner Analogie:
„Irgendwo, an einem geheimen Ort, steht ein Berg aus Kristall, höher und größer als alle Berge der Erde zusammengenommen. Alle hundert Jahre kommt ein kleiner Vogel geflogen, setzt sich auf den höchsten Punkt und wetzt seinen Schnabel am Berg. Erst dann, wenn der ganze Berg abgewetzt ist, dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen.“
Sicherlich können wir uns nun kaum vorstellen, wieviel Zeit wohl vergehen wird, bis der ganze Berg durch den Vogel abgetragen sein wird. Wenn wir ausschließlich an lange Zeiträume denken, dann vermittelt diese kleine Geschichte den Eindruck von einer zeitlichen Ewigkeit.
Aber in Bezug auf die Ewigkeit Gottes ist das Bild unzureichend, denn auch dieser unvorstellbare Zeitraum endet irgendwann.
Wenn aber die ewige Existenz Gottes etwas ganz anderes ist, können wir dann davon sprechen, dass Gott zeitlos ist?
Ja, im Rahmen unserer menschlichen Vorstellungen und Erfahrungen von Zeit sicherlich. Wer über Zeit und Ewigkeit nachdenkt, denkt tief, stößt jedoch schnell an Grenzen. Und die beiden Begriffe scheinen sich ja sogar zu widersprechen. Sie passen nicht zusammen. Aber trotzdem verbinden sie sich in Gott. Denn Gott existiert ja auch in unserer Zeit, aber Er steht über der uns geläufigen Zeit, die für uns so unerbittlich und unveränderlich, objektiv gleich-förmig verstreichend und subjektiv von uns doch oft so unterschiedlich wahrgenommen scheinbar unbeirrt in eine endlose Zukunft voranschreitet.
Gott aber hat Seine eigene Zeit. Wir sind in unserer irdischen Existenz begrenzt, deshalb leben wir in einer für uns passenden, durch die Ewigkeit begrenzten Zeitdimension. Gott ist ewig, deshalb hat Seine Zeit folgerichtig eine ewige Zeitdimension. Die Dimension der Zeit Gottes ist einfach eine komplett andere.
Während unsere Zeit sich auf einen quantitativen Erfahrungshorizont begrenzt, ist die Zeit Gottes eher qualitativer Natur. Im griechischen neuen Testament finden wir zwei Begriffe für Zeit. Es gibt den Begriff „chronos“, der die Erfahrung von uns Menschen mit Zeit definiert und den Begriff „kairos“, der die göttlichen Aspekte der ewigen Zeit Gottes und ihrer Möglichkeiten umschreibt.
Als in Kapitel 21 der Offenbarung Jesu an den Apostel Johannes der erste Himmel und die erste Erde vergangen sind und das neue Jerusalem aus dem Himmel herabkommt, hört Johannes eine Stimme vom Thron, die spricht: „Ich bin das Α und Ω (Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets), der Anfang und das Ende.“ (Offbg. 21,6). Das bedeutet, von Anbeginn der geschaffenen Welt bis zu ihrem zeitlichen Ende wird diese von der Ewigkeit und Zeit Gottes eingerahmt, die wir uns in einer höheren Dimension vorstellen müssen.
Aus dieser Perspektive wirkt unsere chronologische Zeit wie ein aufgeschlagenes Buch, das Gott mit einem einzigen Blick aus Seiner eigenen kairos-Zeit erfasst. So dürfen wir auch die folgende Stelle aus 2. Petrus 3,8 verstehen, wo der Apostel schreibt: „Dieses eine aber sollt ihr nicht übersehen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag!“
Das ist keine Formel für mathematische oder philosophische Spielereien innerhalb unserer eigenen Zeit, sondern Ausdruck davon, dass der dreieine Gott in Bezug auf unsere Zeit tatsächlich zeitlos ist, außerhalb dieser steht und Herr über sie ist, weil Er sie für uns geschaffen hat.
Auch dies darf und soll uns in die Anbetung des ewigen und zeitlosen Gottes führen.
Amen