Serie – 15 – Gott ist … barmherzig und gnädig
Psalm 103,8 war einer der ersten Verse der Bibel, die ich auswendig konnte. Ich stamme ja noch aus einer Generation, in der im Konfirmandenunterricht viele Bibelverse, teilweise ganze Psalmen und Choräle aus dem Gesangbuch auswendig gelernt wurden. Vielleicht erinnern sich einige, die das heute lesen, auch daran.
Fast jeder kennt das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,25-37). Auch die Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32) fällt mir ein, die Szene, als der liebende Vater den völlig heruntergekommenen Sohn wieder als Seinen Sohn annimmt.
Welche Gnade und Barmherzigkeit, aber auch Freude des Vaters wird in dieser Szene offenbar?
Und wie geduldig stand Er – vielleicht jahrelang – jeden Tag am Fenster und wartete auf den geliebten Sohn, dass er zurückkehrt?
Das Wörterbuch „Oxford Languages“ definiert Barmherzigkeit in Google kurz und knapp: „aus Mitleid und Mitgefühl helfend, Armut, Leiden zu lindern suchend“.
Der Gott der Himmel und der Erde ist ein gütiger Gott. Er hat den großen Wunsch, gnädig mit uns zu sein, obwohl wir Seine Gnade nicht verdienen. Und Seine Barmherzigkeit geht wesentlich weiter, als es o.g. Zitat aussagt. Denn Er möchte nicht nur unseren Notstand etwas verbessern oder uns ein wenig Linderung verschaffen.
Nein, Er möchte uns vollkommen wieder einsetzen in unseren eigentlich vorgesehenen Status als Seine Kinder, wie es auch der Vater mit dem verlorenen Sohn tat. Und das, obwohl wir als Menschen uns wie der verlorene Sohn selbst in Not brachten, indem wir in Rebellion gegen Gott lebten und der Sünde in unserem Leben Raum gaben.
Unser eigentlicher Notstand als Menschen, der unsere Gemeinschaft mit dem Vater verhindert, ist unsere Verstrickung in Sünde. Und obwohl Gott allen Grund hätte, nicht mehr auf uns zu setzen, zeigte Er – zunächst mit den Juden im Alten Testament und jetzt auch seit 2000 Jahren mit dem Rest der Welt - eine unglaubliche Geduld, um Sein Ziel zu erreichen, uns zu retten.
Wie oft hatte er Seinem Volk Israel verziehen, als es untreu wurde und Ihn Mal um Mal enttäuschte, wieviel Nachsicht zeigte Er in der Kirchengeschichte mit Seiner Gemeinde hier auf der Erde? Und Die Rückkehr des verlorenen Sohnes (Gemälde von Rembrandt 1666-1669) immer und immer wieder zeigte Er Geduld mit einem jeden von uns. Er ist wirklich, wie mehrfach im Alten Testament erwähnt, ein Gott, geduldig und „langsam zum Zorn“ (z.B. 2. Mose 34,6 oder Psalm 86,15 u.a.).
Letztendlich ist „der Lohn der Sünde der Tod“ (Römer 6,23), aber auch wenn wir den – gemessen an den Ansprüchen der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes - verdient haben (siehe Impuls letzten Samstag), möchte Er gnädig sein und Seine Barmherzigkeit mit uns ins Ziel bringen.
Das aber bringt Gott selbst in ein Dilemma, denn Er kann keinen Seiner Charakterzüge verleugnen.
Erlässt Er uns allen die Schuld, dann ist Er zwar gnädig und barmherzig und von großer Güte, aber dann bezahlt niemand den gerechten Preis für die Sünde und Gottes Gerechtigkeit und auch Seine Heiligkeit leiden Schaden.
Zieht Er dagegen Seine Gerechtigkeit und Seine Heiligkeit in voller Konsequenz durch, bleibt diese gewahrt, aber niemand wird gerettet und Gottes Charakterzüge Gnade und Barmherzigkeit leiden Schaden.
Wie kann dieses Dilemma aufgelöst werden?
Was kein Mensch zu leisten vermag und was uns Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott.
Wie, damit geht es nächste Woche weiter und das hat unter anderem mit Weihnachten zu tun.
Amen
Lied: Du hast Erbarmen (Wer ist ein Gott wie du) - Feiert Jesus