Unkonventionelle Gedanken zum Advent
Eine der liebsten Zeiten des Jahres – neben den Urlaubszeiten – war und ist für mich die Advents- und Vorweihnachtszeit. Jeder von Euch verknüpft diese seit der Kindheit mit individuellen Erinnerungen, Erlebnissen und Gefühlen. Und jeder von Euch lebt und erlebt diese Zeit vielleicht ein wenig anders.
Der eine lässt sich vom Trubel, von den Medien und von Vorbereitungen mitreißen und stressen, andere versuchen, diese Zeit besinnlich zu begehen und versuchen, sie als stille und besondere Zeit zu bewahren.
Die Frage, die ich mir heute stellen möchte, lautet:
Was genau ist für mich die Bedeutung dieser Adventszeit?
Und manchmal ist es gut, über durch Tradition und Gewohnheit fest zementierte Bräuche nachzudenken und sie auch mal zu hinterfragen.
Und so stelle ich jetzt zunächst eine Frage, die wahrscheinlich fast jeden von Euch überraschen wird:
Warum feiern wir Advent vor Weihnachten?
Die vordergründige Antwort darauf lautet: Weil es der Kirchenkalender so vorgibt. Das ist ok. und daran will ich auch gar nicht rütteln. Advent kommt vom lateinischen „adventus“ und das bedeutet „Ankunft“.
An Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu und damit die Ankunft Gottes, der Mensch wurde und sich klein und verletzlich machte, um uns nahe zu sein und vor allem, um uns zu erretten und uns mit dem Vater zu versöhnen.
Aber auf eine Ankunft bereitet man sich vor. Die Juden damals vor 2000 Jahren hatten Hinweise aus der Schrift, dass die Geburt des Messias bevorstand. Simeon im Tempel ist ein besonders prägnantes Beispiel für einen Menschen, der damals in der Erwartung des kommenden Messias lebte.
Und so lautet auch heute mittlerweile meist die einzige christliche Bedeutung und Interpretation von Advent, dass man sich eben auf Weihnachten und auf das Fest der Geburt Jesu vorbereitet.
Das Problem dabei ist nur:
Diese Ankunft ist bereits vor über 2000 Jahren geschehen. Ich finde es etwas merkwürdig, sich auf etwas vorzubereiten, was bereits geschehen ist. Kein Mensch macht sowas. Man bereitet sich auf etwas vor, das geschehen wird. Das ist logisch und sollte jedem einleuchten. Außerdem finde ich diese Interpretation ziemlich rückwärtsgewandt. Man bekommt den Eindruck, da passiert in der Zukunft nicht mehr viel.
Ausgerechnet Wikipedia weiß aber noch von einer zweiten Bedeutung von Advent, die vorwärtsgewandt, logischer und mir für uns heutige Christen wesentlich wichtiger erscheint.
Jesus wird wiederkommen. Definitiv. Er hat es selbst angekündigt. Wir sollten uns deshalb in der Adventszeit nicht auf eine Ankunft vorbereiten, die schon stattgefunden hat, sondern wir sollten uns vorbereiten uns auf die Ankunft des Herrn, die noch stattfinden wird.
Im Glaubensbekenntnis ist dieses Wiederkommen des Herrn vom Himmel sogar verankert, nur scheinen damit die wenigsten Christen heute noch zu rechnen, sonst würden die Auswirkungen eines solchen Glaubens viel deutlicher in der Christenheit sichtbar sein.
Ich möchte den Zeitpunkt unserer Adventszeit nicht verschieben 😊, eigentlich gehört sie im Kirchenkalender im Anschluss an Himmelfahrt platziert 😉, aber ich möchte Euch heute ermuntern, Euren Fokus wieder mehr auf das Wiederkommen des Herrn zu richten und in dieser Haltung zu leben, nicht nur vor Weihnachten, nicht nur nach Himmelfahrt, sondern das ganze Jahr.
Dann werden wir Christen sein, die wieder mehr in der Erwartung leben!
Amen
Lied: Wir warten dein o Gottes Sohn - Licht Zeichen