Wachsen in Gnade und Erkenntnis
Größer – Höher – Weiter – Schneller.
Keine Frage! Das Trachten der Menschen und der Welt um uns herum ist (nicht erst) seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg auf Wachstum ausgerichtet. Die Ausdrücke „Wirtschaftswunder“ oder „Wachstumsspirale“ sind wohl fast jedem ein Begriff. Mittlerweile erkennen wir aber mehr und mehr, gerade auch in Corona-Zeiten, dass es so nicht ewig weitergehen kann, dass Wachstum meistens auch zu Lasten anderer geht.
Jeder einzelne sucht in der Regel sein Glück darin, immer weiter zu wachsen.
Dann prahlt man gerne:
Mein Haus – Mein Konto – Mein Auto – Mein Boot – Mein Urlaub etc.
Und oft steht am Ende:
Mein Burnout – Mein Herzinfarkt – Mein Psychiater – Meine Scheidung usw.
Gut, das mag jetzt manchem überzeichnet vorkommen, aber:
Irgendwann bist Du 60 Jahre, Du hast manches erreicht, manches blieb unerfüllt und Du merkst: Ich werde es nie erreichen - vorbei.
Aber noch schlimmer bist Du dran in folgender Situation: Du bist 40 Jahre, hast alles erreicht, stehst ganz oben auf der Karriereleiter und merkst: Jetzt bin ich 40, es hat sich alles erfüllt, was ich mir erträumte - und du erkennst: „Da ist nichts.“
Petrus setzt einen ganz anderen Akzent. Er schreibt den Adressaten seines Briefes: „Wachset dagegen in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus!“
Der Vers ist tatsächlich auch mein Konfirmandenspruch und ich bin sehr dankbar für ihn, denn er hat sich in den letzten Jahren wieder ganz neu in mein Bewusstsein geschoben und wurde ein wenig zur Leitplanke der aktuellen Prioritäten meines Lebens.
Das Suchen solchen Wachsens in der Gnade und Erkenntnis meines Herrn hat mich tatsächlich zufriedener, glücklicher und unabhängiger von den jeweiligen, persönlichen Umständen gemacht und ich kann nur jedem empfehlen, sich ebenfalls um ein Wachstum in diesem Bereich zu bemühen. Es lohnt sich.
Aber wie im weltlichen Bereich geht es auch bei diesem Wachstum nicht, ohne dass dieses zu Lasten anderer Aspekte geht.
Es gibt eine Bibelstelle, die dies sehr schön ausdrückt. Johannes, der Täufer, der Jesus die Bahn bereitete, sagt nach dem öffentlichen Auftreten Jesu mit ehrlicher Demut: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. (Joh. 3,30)“
Mögen wir von Johannes lernen, dass Jesus in unserem Herzen immer mehr wachsen soll, unser Ego aber dabei abnimmt, dass wir Ihm immer mehr vertrauen, in der Gnade und Erkenntnis unseres Retters wachsen und Ihm in allen Bereichen unseres Lebens immer mehr die Ehre geben, „sowohl jetzt als auch bis zum Tag der Ewigkeit.“
Amen
Lied: Von deinen Worten können wir leben - Manfred Siebald