Weihnachtsgeschichte: Als den Hirten ein Licht aufging

Als den Hirten ein Licht aufging (Eine kleine Geschichte von Weihnachten)

Es war einer dieser Tage, an denen die Stimmung von Anfang an nicht besonders gut gewesen war und nun, am Abend, ganz zu kippen drohte. Der Tag hatte schon ganz schlecht angefangen. Wölfe hatten in der Nacht zwei Schafe gerissen und die Besitzer forderten bereits Strafe für die vermeintliche Unaufmerksamkeit der Hirten und eine finanzielle Entschädigung für den Verlust.

Die Hirten, raue Männer, saßen am flackernden Feuer, aßen und tranken und machten ihrem wachsenden Unmut Luft. „Immer geht es gegen uns kleine Leute, wir sind immer die Dummen“, ärgerte sich Elias. „Und für die reichen und wichtigen Leute sind wir eh der letzte Dreck“, murrte Jakob. „Von den Priestern und Schriftgelehrten kriegst du auch keine Hilfe, die helfen nur denen, die den Tempel in Jerusalem großzügig unterstützen“, regte sich Joel auf. „Und Gott hat uns vergessen, den interessieren wir auch nicht mehr“, klagte Jonathan.

„Wie sollte er uns auch bemerken und verstehen?“, meinte Jakob, „Er ist so fern von uns und wir sind so klein und unwichtig, dass er uns nicht mal sieht“. „Wenn er uns verstehen wollte, müsste er werden wie wir, arm und gering“, überlegte Elias. „Er müsste Mensch werden und sich der Armen und Elenden annehmen“, sagte Jonathan. „Und er müsste für Gerechtigkeit sorgen und alle gleich behandeln“, ergänzte Joel.

„Aber wenn Gott Mensch werden würde, würde er uns trotzdem verwerfen. Wir sind ja nichts wert und haben zudem auch einiges auf dem Kerbholz“, vermutete Elias.

„Wenn er uns lieben und uns vergeben würde, würde ich gerne nochmal von vorne anfangen und so manches anders machen“, murmelte Jakob, kaum hörbar.

Der Kleinste und Jüngste der Hirten aber, ein ganz armer, stiller Junge namens Benjamin, hatte die ganze Zeit gar nichts gesagt.

In diesem Moment erhellte sich die Szenerie um sie herum und sie sahen eine leuchtende Gestalt. Sofort wussten alle, dass kein Mensch sie besuchte, sondern ein Engel Gottes. Sie zitterten vor Furcht und konnten sich vor Angst nicht rühren.

Der Engel sprach zu ihnen: „Habt keine Angst! Seht, ich mache Euch, ja, Euch Hirten, eine Botschaft der Freude bekannt, die allen gilt und für das ganze Volk von Bedeutung ist. Heute ist für Euch, für jeden, der Heiland geboren, der Messias Gottes, in Bethlehem, der Stadt Davids. Sucht das Kind, dann werdet ihr es finden. Es wird in Windeln gewickelt sein und es wird in einer Krippe liegen.“

Und sie hörten einen himmlischen Lobgesang einer unzähligen Menge von Engeln, die sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Und als die Engel verschwunden waren, liefen sie, suchten das Kind und fanden es, wie es der Engel gesagt hatte. Und sie beteten das Kind an. Nachdem sie aber den Stall verlassen hatten, fingen sie sofort an, überall von der Geburt des Messias zu berichten.

Als sie aber, immer noch ganz aufgeregt, wieder am warmen Feuer saßen, unterhielten sie sich darüber, was jeder dem Kind geschenkt hatte.

„Von mir hat es eine kleine Wolldecke bekommen“, prahlte Jonathan. „Und von mir meinen besten Trinkbecher“, sagte Jakob. Elias hatte ihm einen kleinen Lederbeutel geschenkt und Joel seine geschnitzte Flöte.

„Und unser kleiner Benjamin besitzt ja gar nichts, was hast du ihm denn geschenkt, Benny?“, ärgerte Elias Benjamin und alle anderen schauten den schüchternen Jungen gespannt an.

Es entstand eine kleine Pause, dann sagte Benjamin leise, aber sehr nachdrücklich: „Ich habe Ihm mein Herz geschenkt.“

Und in diesem Moment ging allen Hirten das Licht von Weihnachten auf.

Amen

Lied: Kommet, ihr Hirten - Hörbänd

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